Sehr geehrter Herr Jaeger,

bitte entschuldigen Sie die späte Antwort. Ich war ziemlich
viel unterwegs...

Vielleicht gleich vorab: ich bin kein Spezialist für
Softwarepatente merke aber in meiner täglichen Arbeit, dass
wir als Informatiker die Diskussion nicht den Juristen und
Betriebswirten überlassen dürfen.

Nach meinem Gefühl und meinem Selbstverständnis als Informatiker bin
ich gegen Softwarepatente. Für mich sind Algorithmen eher
naturwissenschaftliche Entdeckungen (wie mathematische Beweise)
und nicht Erfindungen wie Apparate.

Ein zweiter Punkt ist für mich sehr wichtig. Softwaresysteme
sind nicht dadurch besonders erfolgreich, dass sie eine oder zwei
ganz bestimmte Techniken enthalten, sondern dadurch, dass sehr
viele Eigenschaften auf die genauen Bedürfnisse der Benutzer
zugeschnitten wurden. Insofern müssten Softwarepatente eher auf
eine spezifische Kombination sehr vieler Techniken in einem
speziellen Anwendungsumfeld vergeben werden. Damit könnte man
aber jede Software patentieren, was solche Patente aber wiederum
sinnlos machen würde.

Zur Zeit werden Szenarien diskutiert, wie mit Softwarepatenten
umgegangen werden soll. Ein Beispiel ist die Idee, dass man solche
Patente hortet, um sie in einem Patentstreit gegeneinander
auszuspielen. Ein anderes Szenario ist das "umkreisen" von
Patenten, um ein gegnerisches Patent unschädlich zu machen.
Ich bin definitiv *gegen* solche Szenarien. Insbesondere für
kleine Unternehmen sind diese "Spielchen" nicht praktikabel bzw.
finanzierbar.

Im Bereich der Benutzeroberflächen sieht für mich die Welt
allerdings ein wenig anders aus. Wenn es einem Unternehmen gelingt, eine
spezielle neue Visualisierung zu finden, dann sollte die schon
schützbar sein.  Leider bin ich kein Jurist oder ein Spezialist
auf diesem Gebiet, aber ich vermute, dass so etwas durch
das Urheberrecht abgedeckt ist.

Mit freundlichen Grüßen, Josef Schneeberger