Sehr geehrter Herr Jaeger,

vielen Dank fur Ihre Anfrage bzgl. der GI-Praesidiumswahl 2004.

Ich bin kein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Software-
patentierung. Gleichwohl verfolge ich die aktuelle Diskussion dieser
Problematik natuerlich mit grossem Interesse und darf Ihnen daher an
dieser Stelle meine ganz private Meinung schildern:

Zunachst einmal begruesse ich grundsaetzlich die Schaffung von Rechts-
und Planungssicherheit im Europaeischen Raum auf jedweden Themengebiet.

Ich wuenschte jedoch, wir haetten es hier mit einer eindeutigen Situation zu
tun, die zum aktuellen Zeitpunkt der Diskussion schon ein klares (binaeres)
Votum zuliesse. Naturlich muss zunaechst mit allen zur Verfuegung stehenden
Mitteln versucht werden, die kleinen und mittleren Softwareunternehmen
durch eine Patentflut, z.B. aus den USA, zu schuetzen. In der aktuellen
Computer Zeitung, 35. Jahrgang, Nr. 44 vom 25. Oktober 2004 [1] wird hier
sogar von einem moglichen Patent-Wettruesten gesprochen, welches Innovationen
v.a. bei den KMU und im Open Source Bereich verhindert. Diese Sorge kann ich
sehr wohl nachvollziehen. Mir gefaellt der Open Source Gedanke sehr gut und
ich setze mich dafuer ein.

Dennoch gebe ich zu bedenken, dass wir in der EU die in den USA bereits
geschaffene Rechtslage als Faktum anerkennen mussen und ggf. griffige Konzepte
erarbeiten mussen (z.B. den Zusammenschluss von Patent-Pools, vgl. die
Aussage unseres GI-Prasidenten Prof. Jarke in [1]), die weit uber eine reine
Verweigerungshaltung hinaus gehen.

Insgesamt stehe ich im Rahmen meiner Kandidatur fur das GI-Prasidium daher
fur eine vermittelnde Auffassung. Es ware m.E. unserioes, zum
augenblicklichen Zeitpunkt eine rein binaere und damit unverhandelbare
Position zu vertreten.
Die GI wird in Zukunft sicher noch kritischer aber gleichwohl auch
konstruktiv mit diesem Thema umgehen muessen. Dafuer will ich mich
gerne einsetzen.

Beste Gruesse

Peter Scholz